Röntgenqualität in der Arztpraxis
Die diagnostische Beurteilbarkeit einer Röntgenaufnahme hängt maßgeblich von der Bildqualität ab, die durch eine korrekte Einstelltechnik und die Wahl der optimalen Expositionsparameter gewährleistet wird. Die Qualitätskriterien für Röntgenaufnahmen sind international standardisiert und bilden die Grundlage für die Ausbildung von Medizinischen Praxisassistentinnen (MPA) und Radiologie-Fachpersonen (RFP) in der Schweiz.
Nur Röntgenaufnahmen, die nach diesen allgemein anerkannten Standards angefertigt wurden, ermöglichen nicht nur die gezielte Beurteilung einer vermuteten Diagnose, sondern auch die Erkennung unerwarteter Pathologien im Rahmen einer systematischen Bildanalyse. Gleichzeitig erfüllen sie die Anforderungen des Strahlenschutzes.
Standardisierte Röntgenaufnahmen sind zudem vergleichbar und garantieren eine hohe Qualität bei Verlaufskontrollen. Allerdings ist die Bildqualität nicht ausschließlich von der technischen Durchführung durch MPAs oder RFPs abhängig. Auch die Patientenfaktoren spielen eine entscheidende Rolle, da individuelle Gegebenheiten – wie Bewegung, Kooperation oder anatomische Variationen – die Qualität einzelner Aufnahmen beeinflussen können.
Jährlich werden in der Schweiz rund 6 Millionen Röntgenaufnahmen in Arztpraxen sowie von Fachärzten in Spitälern angefertigt. Über 5.000 niedergelassene Ärzte, darunter mehr als 4.000 Hausärzte und Hausärztinnen, betreiben eine eigene Röntgenanlage. Diese Zahlen verdeutlichen die anhaltend hohe Bedeutung der konventionellen Röntgendiagnostik in der medizinischen Versorgung.
Bereits 1995 wies der Bericht “Qualitätsprüfungen in der Röntgendiagnostik” der Schweizerischen Gesellschaft für Strahlenbiologie (SSRPM) und der Schweizerischen Vereinigung für Radiologiefachpersonen (SVMTRA) auf erhebliche Qualitätsmängel hin:
„Zahlreiche Untersuchungen im In- und Ausland haben gezeigt, dass die Bildqualität in vielen röntgendiagnostisch tätigen Betrieben zu wünschen übrig lässt und die Patientendosen unnötig hoch sind. In den achtziger Jahren wurden daher von verschiedenen Institutionen, darunter die Internationale Kommission für Strahlenschutz (ICRP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Empfehlungen für Qualitätssicherungsprogramme in der medizinischen Radiologie erarbeitet. Ziel war es, die Bildqualität bei möglichst geringer Patientenexposition zu optimieren.“
📖 Quelle: SSRPM/SVMTRA – Empfehlung Nr. 5, Qualitätssicherung in der Röntgendiagnostik (1995), Revision der Loseblattsammlung (1987), ISBN 3-908125-17-0
Eine aktuelle Evaluierung des Ausbildungsstands zur Röntgendiagnostik in Arztpraxen wurde auf der Website des Bundesamts für Gesundheit (BAG) veröffentlicht (Letzte Aktualisierung: 09/2021).
Qualitätsinitiative „Röntgenqualität in der Arztpraxis“
Im Jahr 2014 wurde auf Anfrage einer großen Praxisgruppe in der Deutschschweiz ein strukturiertes Qualitätssicherungsprogramm für die Röntgendiagnostik entwickelt, das unter dem Namen „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ eingeführt wurde. Das Programm umfasste drei aufeinander aufbauende Schritte:
1️⃣ Standortbestimmung der aktuellen Röntgenqualität in den teilnehmenden Arztpraxen
2️⃣ Erarbeitung von Maßnahmen zur gezielten Verbesserung der Bildqualität
3️⃣ Erneute Beurteilung der Röntgenqualität nach Umsetzung der Maßnahmen
Die Implementierung der vorgeschlagenen Verbesserungen erfolgte eigenständig durch die Mitarbeitenden der 20 teilnehmenden Arztpraxen.
Das Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ wurde vom Steuerungsausschuss der SAQM (Schweizerische Akademie für Qualität in der Medizin) der FMH in seiner Sitzung am 19. Februar 2015 als „wertvoll für die Qualität der medizinischen Leistungserbringung“ eingestuft. Die Konzeption und Umsetzung des Programms wurden als „fundiert und professionell“ bewertet.
Die EQUAM Stiftung empfiehlt und anerkennt die erfolgreiche Teilnahme am Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ als qualitätsrelevante Zielsetzung im Rahmen des Audits oder Zwischenberichts für die Module A (Einzelpraxen) und B (Praxennetzwerke).
Im Jahr 2016 wurden die Ergebnisse des Programms erstmals in der Schweizerischen Ärztezeitung veröffentlicht.
Zwischen 2015 und 2022 haben neun große Ärztenetzwerke sowie eine Krankenhausgruppe in der Schweiz ihren Mitgliedern die Teilnahme am Programm „Röntgenqualität in der Arztpraxis“ empfohlen. Mehr als 100 Arztpraxen folgten dieser Empfehlung und nahmen am Programm teil. Die Ergebnisse der Eigenbewertung zeigen, dass die Mehrzahl der teilnehmenden Praxen von der Initiative profitieren konnte.
Parlamentarische Debatte zur Röntgenqualität
Am 21. September 2020 befasste sich das Schweizer Parlament mit dem Thema Röntgenqualität. Das Postulat von Ständerat Damian Müller mit dem Titel „Tiefere Gesundheitskosten und weniger Strahlenbelastung dank höherer Röntgenqualität?“ wurde von Gesundheitsminister Alain Berset beantwortet. Berset begrüßte die freiwillige Initiative zur Qualitätsverbesserung von Röntgenaufnahmen in Arztpraxen, wies jedoch darauf hin, dass der Ständerat eine institutionalisierte Qualitätskontrolle für Röntgenaufnahmen ablehnt.
📌 Aufzeichnungen der Debatte:
🔗 Link zur offiziellen Quelle
Unsere Praxis wünscht eine Teilnahme an dem Qualitätsprogramm
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