🦶 Os naviculare cornutum: Wenn das Kahnbein „Hörner“ zeigt
Was ist das Os naviculare cornutum?
Das Os naviculare cornutum ist eine seltene Variante des Os naviculare (Kahnbein) im Fußskelett. Es handelt sich nicht um ein zusätzliches Knochenfragment, sondern um eine vergrößerte und medial vorgewölbte Ausziehung des Kahnbeins – ähnlich einem Horn, daher der Name cornutum (lat. „gehörnt“). Diese Formveränderung kann Beschwerden verursachen, insbesondere bei sportlicher Belastung.
Die Geist-Klassifikation
Die Geist-Klassifikation (1955) beschreibt drei Varianten des Os tibiale externum, die für die Diagnostik schmerzhafter Zustände am medialen Fuß relevant sind:
Typ | Beschreibung | Relevanz |
---|---|---|
Typ I | Kleines, rundes Ossikel in der Sehne des M. tibialis posterior | Meist asymptomatisch |
Typ II | Größeres, dreieckiges Ossikel mit faseriger Verbindung zum Os naviculare | Häufig symptomatisch |
Typ III | Verschmolzenes Fragment – vergrößertes Os naviculare (Os naviculare cornutum) | Kann zu Sehnenreizungen führen |
Typ III entspricht dem Os naviculare cornutum und zeigt keine klare Abgrenzung wie Typ II, sondern ist Teil des Os naviculare selbst.
Mögliche Symptome
Das Os naviculare cornutum kann asymptomatisch bleiben, aber auch Beschwerden verursachen:
Druckschmerz medial am Fuß
Belastungsschmerz, besonders beim Laufen oder Springen
Reizung der Tibialis-posterior-Sehne
Fehlstatik oder Fußfehlform (z. B. Knick-Senkfuß)
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt meist mittels Röntgenbild (seitlich und schräg). Typisch ist die knöcherne Vorwölbung medial-dorsal am Os naviculare.
Differenzialdiagnosen:
Os tibiale externum Typ II
Osteophyt
Fraktur
Tarsale Koalition
Therapieoptionen
Konservativ:
Einlagenversorgung
Physiotherapie
Entlastung, Kühlung, NSAR
Operativ:
Resektion des prominenten Anteils bei therapierefraktären Schmerzen
In schweren Fällen: Rekonstruktion der Tibialis-posterior-Sehne
Fazit
Das Os naviculare cornutum ist mehr als eine anatomische Kuriosität. Bei Fußschmerzen medial sollte es differentialdiagnostisch bedacht werden – insbesondere bei sportlich aktiven Patienten. Die Kenntnis der Geist-Klassifikation hilft dabei, Symptome richtig einzuordnen und gezielt zu behandeln.