Verkalkung des vorderen Längsbandes

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Verkalkung des vorderen Längsbandes – was steckt dahinter?

Die Verkalkung des vorderen Längsbandes ist ein radiologischer Befund, der häufig als Zufallsdiagnose auf konventionellen Röntgenaufnahmen oder CTs erkannt wird. Typischerweise betrifft sie die vordere Begrenzung der Wirbelkörper, meist im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, seltener zervikal. Die Ursache ist meist degenerativ, kann jedoch auch Hinweis auf spezifische Erkrankungen sein.


Mögliche Ursachen

  • Degenerative Veränderungen (z. B. bei Spondylose)

  • Diffuse idiopathische Skelett-Hyperostose (DISH, Morbus Forestier)

  • Chronische Inflammation (z. B. Spondylitis ankylosans in Spätform)

  • Posttraumatische Veränderungen

  • Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

  • Metabolische Störungen (z. B. Hypervitaminose A)


Klassifikation und typische radiologische Merkmale

Eine einheitliche Klassifikation für die Verkalkung des vorderen Längsbandes existiert nicht. Stattdessen erfolgt die Beurteilung meist im klinischen Kontext mit folgenden radiologischen Kriterien:

1. DISH (Morbus Forestier) – nach Resnick und Niwayama

  • Flächige, bandartige Verkalkungen des vorderen Längsbandes über ≥ 4 Wirbelkörper

  • Erhalt der Bandscheibenhöhe

  • Keine oder minimale degenerative Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke

  • Kein Sakroiliitis-Befund

2. Ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew)

  • Marginale Syndesmophyten

  • Beteiligung der Iliosakralgelenke (Sakroiliitis)

  • Parasyndesmophyten


Differenzialdiagnosen

Die Verkalkung des vorderen Längsbandes muss abgegrenzt werden von:

DifferenzialdiagnoseTypische Merkmale
Morbus Forestier (DISH)Flächenhafte, asymptomatische Verkalkung ohne Sakroiliitis
Spondylitis ankylosansSyndesmophyten, Sakroiliitis, junges Erkrankungsalter
Degenerative SpondyloseUnregelmäßige Osteophyten, Segmentverkalkung
Ossifikation nach TraumaLokalisiert, anamnestisch zuordenbar
Kalzifizierende Tendinopathien / EnthesopathienWeichteilbetonte Verkalkungen ohne Zusammenhang zum Ligamentum longitudinale

Bedeutung in der Praxis

Die klinische Relevanz ist meist gering – viele Patienten sind asymptomatisch. Dennoch ist die Abgrenzung zu entzündlichen oder systemischen Ursachen wichtig, vor allem im geriatrischen oder rheumatologischen Kontext. In der CT ist die Verkalkung gut beurteilbar, im Röntgenbild hingegen eher als bandförmige Verschattung an der Vorderkante der Wirbelkörper sichtbar.


Literaturangaben

  1. Resnick D, Niwayama G. Radiographic and pathologic features of spinal involvement in diffuse idiopathic skeletal hyperostosis (DISH). Radiology. 1976;119(3):559–568.

  2. Forestier J, Rotes-Querol J. Senile ankylosing hyperostosis of the spine. Ann Rheum Dis. 1950;9(4):321–330.

  3. Kiss C, Szilágyi M, Paksy A, Poór G. Risk factors for diffuse idiopathic skeletal hyperostosis: a case–control study. Rheumatology. 2002;41(1):27–30.

  4. Mader R et al. Diffuse idiopathic skeletal hyperostosis (DISH): where we are now and where to go next. RMD Open. 2017;3(1):e000472.

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