Frakturen – Sensitivität Röntgen MRT

Inhalt

🦴 Röntgen vs. MRT: Wie sensitiv sind beide Verfahren bei Frakturen?

🔍 Dieser Beitrag gehört zum Röntgenfall OE 667.

Einleitung

Die Frakturdiagnostik gehört zum Alltag in der Radiologie – doch nicht jede Fraktur ist auf dem Röntgenbild sichtbar. In vielen Fällen wird ergänzend eine MRT erforderlich. In diesem Beitrag erfährst du, wie sensitiv beide Verfahren sind, in welchen Fällen das Röntgenbild ausreicht und wann die MRT unverzichtbar ist.

📊 Sensitivitätsvergleich: Röntgen vs. MRT bei Frakturen

Frakturtyp / Situation

Röntgen (Sensitivität)

MRT (Sensitivität)

Bemerkung

Klinisch deutliche Frakturen

ca. 85–95%

ca. 95–100%

Röntgen oft ausreichend bei Verschiebung.

Haarrisse / Stressfrakturen

15–35%

>90–95%

MRT sehr empfindlich durch Nachweis von Knochenödem.

Wirbelkörperfrakturen

70–90%

>95%

MRT zeigt auch akutes Ödem bei Fraktur.

Frakturen des Beckenrings / Sakrum

60–80%

>95%

Röntgen oft unübersichtlich.

Okulte Frakturen (z.B. Schenkelhals)

15–30%

>95%

MRT Goldstandard bei negativem Röntgen trotz starker Klinik.

Pediatrische Frakturen (z.B. Greenstick)

70–90%

>95%

MRT hilfreich bei unspezifischem Befund im Röntgen.

Frakturen bei Osteoporose / Insuffizienz

40–70%

>95%

MRT erkennt frühzeitig insuffiziente Läsionen.

🔍 Wann reicht das Röntgen aus?

Das konventionelle Röntgen ist die erste Wahl in der Frakturdiagnostik: Es ist schnell verfügbar, kostengünstig und liefert bei dislozierten Frakturen in der Regel sichere Diagnosen. In vielen Fällen lässt sich damit bereits eine therapeutische Entscheidung treffen.

Aber: Röntgen hat seine Grenzen

Insbesondere bei unverschobenen Frakturen, bei komplexer Anatomie oder wenn begleitende Weichteilverletzungen im Raum stehen, kann das Röntgenbild unauffällig bleiben – trotz klarer Beschwerden.

🧲 Wann ist die MRT notwendig?

Die MRT spielt ihre Stärken aus, wenn:

  • der klinische Verdacht hoch, aber das Röntgen negativ ist,
  • eine Stressfraktur oder Insuffizienzfraktur vermutet wird,
  • eine Aussage über das Alter einer Fraktur (akut vs. alt) notwendig ist,
  • Weichteilverletzungen, z.B. im Bereich von Bändern oder Knorpel, mitbeurteilt werden sollen.

Mit ihrer hohen Sensitivität und dem Nachweis von Knochenmarksödemen ist die MRT der Goldstandard in der Beurteilung okkulter Frakturen.

🧠 Merksatz für die Praxis

Ein unauffälliges Röntgenbild schließt eine Fraktur nicht aus.
Bei begründetem klinischem Verdacht – MRT!

Fazit

Die MRT ergänzt das Röntgen dort, wo die Bildgebung an ihre Grenzen stößt. Während das Röntgen bei klaren Frakturen schnell zur Diagnose führt, ist die MRT besonders dann entscheidend, wenn es um subtile, nicht verschobene oder okkulte Frakturen geht. Eine gute radiologische Diagnostik bedeutet, beide Verfahren gezielt einzusetzen – und ihre jeweiligen Stärken zu kennen.

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    ➤ Übersicht zu Stressfrakturen: MRT sensitiv >90%, Röntgen oft negativ.
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    ➤ Enthält auch Informationen zur Beurteilbarkeit von Wirbelkörperveränderungen mit MRT vs. Röntgen.
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    ➤ MRT ist Goldstandard bei insuffizienten Sakrumfrakturen – Röntgen sensitiv nur ca. 60–70%.
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    Frakturen richtig erkennen: Bildgebung bei unklarer Frakturdiagnose.
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    ➤ MRT erkennt Frühzeichen (Ödem, periostale Reaktion) deutlich früher als Röntgen.
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    ➤ MRT bei okkulter Schenkelhalsfraktur: Sensitivität nahe 100%.
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    ➤ Osteoporotische Frakturen: MRT erkennt frühe Knochenveränderungen zuverlässiger als Röntgen.
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