Okkulte Frakturen im Röntgenbild

Inhalt

🦴 Okkulte Frakturen im Röntgenbild: Wenn der Bruch unsichtbar bleibt


🔍 Was sind okkulte Frakturen?

Der Begriff okkulte Fraktur bezeichnet eine Fraktur, die im konventionellen Röntgenbild nicht sichtbar ist – obwohl klinisch ein entsprechender Verdacht besteht. Die Fraktur ist also radiologisch „versteckt“, aber medizinisch höchst relevant.

Typische Ursachen für die Unsichtbarkeit sind:

  • Geringe Dislokation oder Haarlinienfraktur

  • Überlagerung durch Weichteile oder andere Strukturen

  • Unzureichende Projektionsrichtung

  • Frühphase der Fraktur mit fehlender Sklerose


🧠 Klinische Relevanz

Gerade bei älteren Patient:innen, Kindern oder Sportverletzungen ist der Verdacht auf eine Fraktur hoch, selbst wenn das Röntgenbild unauffällig erscheint. Typische klinische Hinweise:

  • Lokaler Druckschmerz

  • Schwellung und Hämatom

  • Belastungsabhängiger Schmerz

  • Schonhaltung oder eingeschränkte Beweglichkeit

Ein unauffälliges Röntgenbild darf den Frakturverdacht also nicht entkräften, wenn die Klinik überzeugt.


🧲 MRT: Der Goldstandard bei unklaren Frakturen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das Mittel der Wahl, um okkulte Frakturen sichtbar zu machen. Vorteile:

  • Darstellung von Knochenmarködem

  • Frühzeitiger Nachweis trabekulärer Verletzungen

  • Keine Strahlenbelastung

Alternative Verfahren wie CT oder Knochenszintigrafie kommen nur in ausgewählten Fällen zum Einsatz – etwa bei Kontraindikationen für MRT oder komplexen Fragestellungen.


🏥 Typische Beispiele aus der klinischen Praxis

1. Schenkelhalsfraktur
– Besonders bei älteren Patient:innen nach Sturz.
– Klassisch unauffälliges Röntgenbild, aber persistierender Schmerz.
– MRT zeigt Frakturlinie + Knochenmarködem.

2. Skaphoidfraktur
– Junge Erwachsene nach Sturz auf die ausgestreckte Hand.
– Häufig nicht sichtbar im Erst-Röntgen.
– MRT oder CT nach 4–7 Tagen empfohlen.

3. Tibia-Stressfraktur
– Läufer:innen oder Sportler:innen mit Belastungsschmerz.
– Röntgenbild initial negativ.
– MRT zeigt typische subkortikale Ödemzone.


🩻 Fazit

Okkulte Frakturen stellen eine diagnostische Herausforderung dar – vor allem bei unauffälligem Röntgenbild trotz klinischem Verdacht. Die Kenntnis typischer Frakturlokalisationen und die konsequente Indikationsstellung zur weiterführenden Bildgebung wie MRT sichern die Diagnose.


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s. FALLSAMMLUNG


📚 Literatur

  1. Raby N. et al. Accident and Emergency Radiology, 3rd ed.

  2. Grainger & Allison’s Diagnostic Radiology, 7th ed.

  3. Bencardino JT et al. “Imaging of Stress Fractures”, Radiol Clin North Am. 2016.

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